"Johann Sebastian Bach, der große (der größte?) Komponist aller Zeiten, nimmt bei uns einen sehr hohen Stellenwert ein.", sagt Kai-Uwe Fiedler, der Leiter des Posaunenchores. Übungsstunden beginnen und enden in der Regel mit einem bachschen Choralsatz: "Gott loben, das ist unser Amt" und „Gott allein die Ehre- soli deo gloria". Wenn das die Basis eines Posaunenchores bleibt, darf Musik auch sehr unterschiedlich und experimentell sein. In einem jüdischen Witz heißt es: Zwei Väter sprechen über ihre Söhne. Der eine erzählt voller Stolz: „Mein Sohn spielt Fagott." Da antwortet der andere etwas verwundert: „Wieso spielt er fa Gott un nett fa de Leit." Für die Leute zu spielen ist vielfältig und endet bekanntermaßen bei Posaunenchören nicht an der Kirchentür. Bei runden Geburtstagen und Ehejubiläen, bei Hochzeiten aber auch bei Beerdigungen muss man überlegen, was „de Leit" anspricht. Und so kommen zu den besagten Chorälen und der üblichen Posaunenbläserliteratur, die ja neuerdings auch vor Swing und Beat nicht Halt macht, bekannte und nicht mehr so bekannte Volkslieder, die Lieder der erzgebirgischen Heimat und auch mal ein Marsch für vierstimmige Besetzung, der mangels fehlender Literatur notfalls selbst zusammengestellt oder geschrieben wird.
Posaunenchöre gehören eigentlich ins Freie. Nicht ganz ohne Stolz blickt in diesem Zusammenhang der Posaunenchor auf sein Gründungsjahr 1933 zurück. Pfarrer Kircheis rief den Chor damals ins Leben. Und einer der ersten Einsätze außerhalb des Ortes war auf dem Hänelberg in Großrückerswalde, als die dortige Kirchgemeinde aufgrund der „Deutschen Christen" nicht in ihr Gotteshaus konnte und den Gottesdienst deshalb mit Pobershauer Unterstützung auf die gegenüberliegende Wiese verlegte. Der damals noch als Vikar tätige Kircheis kann als „Schlitzohr" bezeichnet werden. Das nach dem Verbot von Vereinen durch die Nazis vorhandene Geld, welches normalerweise in die „Hitlerjugend" geflossen wäre, wurde schnell zur Anschaffung von Blasinstrumenten genutzt. Pfarrer Kircheis leitete den neu entstandenen Chor bis zum Jahr 1945, dann übernahm Paul Seifert den Dirigentenstab. Helmut Seifert, sein Sohn, hatte danach bis in die 1990er Jahre die längste Zeit der Leitung inne. Noch heute wird die Tradition hoch gehalten, an Samstagabenden zwischen Pfingsten und der Pobershauer Kirchweih, an exponierten Stellen des Bergdorfes zu spielen. Von Zeit zu Zeit muss den Bläsern dabei klar gemacht werden, dass sie sich mit diesem Dienst selbst einen Gefallen tun: Manch ein Urlauber würde weite Wanderwege zurück legen, um den abendlichen Blick über das Tal der Roten Pockau genießen zu können: am Horizont über Gebirge die untergehende Sonne, im Tal das Echo des letzten verklungenen Tones von "Guten Abend, gut´ Nacht".
Bläser brauchen einen langen Atem, und das in zweierlei Hinsicht. Dass Luft für ein Blasinstrument, ob aus Holz oder Blech, notwendig ist, weis fast jeder. Dass man sie aber auch im übertragenem Sinne zum Durchhalten braucht, ist nicht sofort klar. Nicht jeder Posaunenchorbläser schafft es, 60 (in Worten sechzig) Jahre dabei zu bleiben, wie Heinz Seifert. Außer der Gesundheit fehlt vielleicht die passende Erwerbstätigkeit vor Ort. Manchem fehlt in einem Posaunenchor die Action und mit Sicherheit war es bis 1989 auch leichter, unter diversen sinnvollen Freizeitangeboten das Beste auszuwählen. Etwa 20 Bläser gehören gegenwärtig zum Pobershauer Posaunenchor. Nach wie vor werden junge und alte, erfahrenere und unerfahrene Bläser gesucht. Uwe Baldauf aus Marienberg, der derzeit drei Jungbläser ausbildet, hat noch keinen hoffnungslosen Fall entdeckt. Er war es auch, der mal ein Wort seines Trompetenlehrers weitergab: „Du musst so spielen, dass denen, die zuhören, das Wasser in die Augen steigt." - Hoffentlich aber nicht, wegen falscher Töne!
Leitung: Kai-Uwe Fiedler, (Tel. 03735/63293)
Übungsstunde jeden Mittwoch, 19.30 Uhr im Pfarrhaus